Nach der frühzeitigen, Corona bedingten Absage des diesjährigen Homburger ADAC Bergrennen und der Hoffnung aller Beteiligten auf den Sommer 2022, steht nun zum zweiten Mal überhaupt, das virtuelle Rennen auf der Käshofer Straße bevor. Am Montagabend des 5. Juli 2021 findet die SimRacing-Variante online statt. Das Rennen beginnt um 19 Uhr und zählt zum neuen ADAC SimRacing Berg-Cup und zur GTR4u-Röttele Berg-Challenge. Gefahren werden diesmal einheitliche Simulationen des legendären Ferrari 355 Challenge. Zwischen 20 und 30 e-Sportler werden an diesem Abend dabei sein, darunter auch ein Fahrer aus den Reihen des Homburger Automobilclubs (HAC).
Heißt es in der Realität bis auf weiteres, nichts oder noch nichts geht in der Deutschen Automobil Bergmeisterschaft, so liefern sich im Internet derzeit rund 30 Gamer alle 14 Tage spannende Rennen auf den nachempfundenen, klassischen deutschen und ausgesuchten ausländischen Bergrennpisten im sogenannten SimRacing. Die gekoppelten Meisterschaften „Röttele Berg-Challenge by GTR4u“ und der neue „ADAC SimRacing Berg-Cup“ sorgen für jede Menge Spaß und Spannung, und sind zu einer Art „Ersatz-Droge“ für Bergrennsport-Enthusiasten und sogar einige wenige reale Berg-Piloten geworden. Die bis kurz vor Weihnachten dieses Jahres angesetzten einundzwanzig Rennabende (immer montags ab 18 Uhr 30 Warm-Up und Rennen zwischen 19 und 21 Uhr), zählen allesamt zur Röttele-Challenge, zwölf davon zusätzliche zum ADAC-Cup. Die virtuellen Berg-Einzelzeitfahren laufen über die Plattform Assetto Corsa, wo es möglich ist die wundervoll nachempfunden Bergstrecken mit allerlei unterschiedlichen Rennfahrzeugen zu befahren. Pro Veranstaltung stellt ein immer wieder neues, einheitliches Rennfahrzeug, knifflige Anforderungen an die Gamer. Ein perfektes Set-Up ist neben der Streckenkenntnis und der persönlichen Performance, einer der Schlüssel zu Erfolg. Die Strecken-Fahrzeug-Kombinationen stehen allen Teilnehmer mindesten 14 Tage vor dem Rennen zu ausgiebigen Test- und Einstellfahrten, rund um die Uhr zu Verfügung.
Realistisches Fahrgefühl auf der virtueller L120
Während in diesen Covid-19 Wochen an reale Rennwochenenden hierzulande nicht zu denken ist, wird der Kalender der Sim-Racing-Events in den Sparten Rundstrecke, Rallye und nicht zuletzt Bergrennen immer umfangreicher. Die unter anderem vom Bobinger Thomas Schmid am Computer mühsam und aufwendig „gebaute“ Homburger Strecke, entstand anhand von Video- und Fotoaufnahmen. Mit eigenen Augen hat Schmid die Örtlichkeiten der Käshofer Straße noch nicht gesehen. „Der Streckenverlauf und die Beschaffenheit der 14 Kurven sind dafür erstaunlich realistisch und das Fahrgefühl steht der Wirklichkeit kaum nach“, bescheinigt HAC-Pressesprecher Thomas Bubel, der am 5. Juli auch selbst im Renngeschehen mitmischen wird. „Mit unserer Hilfe soll die Simulation mit ihrer Kulisse rund um das virtuelle Asphaltgeschlängel, in den kommenden Monaten weiter perfektioniert werden“. Die virtuelle Käshofer Straße und viele weitere bekannte Bergrennstrecken sind übrigens für Jedermann kostenlos downloadbar.
Rekordhalter David Hauser als Interviewgast
Die Meisterschaft ist durchweg bestens organisiert. YouTube-Livestreams, Moderatoren die immer wieder prominenten Gästen, wie Rallye-Ass Niki Schelle oder ADAC GT-Masters-Pilot Manuel Metzger am Mikrofon begrüßen dürfen und ein erstklassiges Livetiming mit zeitnah aktualisierten Meisterschaftsständen können sich zudem sehen lassen. Als Interviewgast beim bereits 11. Rennen der Saison wird sich der Luxemburger David Hauser zuschalten. Der Gesamtsieger des Homburger ADAC Bergrennens der Jahre 2012 und 2016, und bis heute amtierender Streckenrekordhalter mit 1.05, 404 Minuten, wird einiges zu erzählen haben. Mit seinem Team Racing Experience und einem über 450 PS starken LMP3-Rennsportwagen der Marke Duqueine, startet Hauser seit diesem Jahr in der European Le Mans Series und ist mittlerweile auf den europäischen Rennpisten, wie Monza, Spa oder Silverstone zuhause. Zudem sitzt der ausgebildete Renn-Ingenieur des Öfteren im leistungsstarken, teameigenen Rennsimulator, um sich auf die realen Rennwochenenden vorzubereiten.
Es gilt Jonas Tornow zu schlagen
Die Anspannung und bisweilen auch Nervosität an der Startlinie steht dem realen Sport kaum nach. Da vergisst man schnell, dass Simracing im verglichen zum Real Life Racing, den Nachteil hat, dass es bei weitem weniger Feedback für den Geist und Körper des Piloten gibt. Die virtuelle Bergszene hat nun auch einige Spitzen-Simracer angezogen, die mit fast unglaublichen Zeiten ganz oben rangieren. Reallive-Bergpiloten wie der Merziger Harald Ludwig, der seit den 1980er Jahren zum Inventar des Homburger Bergrennens zählt, oder Christoph Kaiser von der RSG Altensteiner-Oberland, können trotzdem noch nicht ganz mit den besten Sim-Racern mithalten. Das liegt hauptsächlich an der unglaublichen Menge an Zeit, die diese Jungs über Jahre hinweg und von Kindesbeinen an, im Simulator verbracht haben. Einer aus dieser Garde ist der 19-jährige Jonas Tornow aus dem nordhessischen Söhrewald. Für die Rallyegemeinschaft Solms startend, konnte der junge Mann, der auch im ADAC Digital Cup erfolgreich ist, bislang neun von zehn Rennen gewinnen und führt beide Meisterschaften aktuell komfortabel an. Er ist auch der hohe Favorit auf der Homburger Strecke. In der Challenge hält sich der erst 11-jährige Schwarzwälder Niels Röttele tapfer auf Zwischenrang zwei von insgesamt 37 Platzierten. Phillip und Matthias Auer, beide „Bergneulinge“ vom badischen MSC Emmersdorf, konzentrieren sich auf den ADAC Berg-Cup, und haben sich hier vor Niels Röttele in der Tabelle geschoben. Somit haben die Stammfahrer der letzten Jahre; Danny Kolleth, Thomas Schacht, Danny Hein oder Arndt Oberath starke Konkurrenz bekommen.
Die Protagonisten müssen also hart am Limit „abliefern“ und dürfen sich keinen Fehler erlauben. Und wenn es doch einmal passiert, ist es halb so schlimm, auch wenn man im Aus gelandet ist. Mit einem Klick ist der Rennwagen wieder in Top-Zustand. Eine gute Platzierung ist aber dahin. Automatisch wird im SimRacing, zuhause in der Stube vor dem PC, am sogenannten Rig, mit Lenkrad, Wippenschaltung und Pedalen, mehr riskiert als in der Wirklichkeit. Ein Fahrfehler in der Realität hätte ungleich gravierendere Folgen. Wer jedoch erfolgreich sein will muss auch im eSport dosieren können. Neueinsteiger sind jeder Zeit willkommen und können sich in der laufenden Röttele-Challenge platzieren. Die Einschreibefrist für den ADAC SimRacing Berg-Cup ist dagegen bereits abgelaufen. Gastfahrern steht das Homburger e-Race ebenfalls offen. Wer über das nötige Equipment verfügt kann sich bis zum Renntag um 17 Uhr, über die GTR4u-Webseite in die Starterliste einschreiben. Hier findet man auch Infos für Einsteiger und den Link zur Liveübertragung.
www.adac-simracing-cup.de/asrc-berg-sued
www.GTR4u.de
www.toms-sim-side.de